Covid-19 als Katalysator für überfällige Paradigmenwechsel im Gesundheitswesen?

Doz. Dr. Claudia Wild

Donnerstag, 10. September 2020, Beginn 18:00

Haus des Sports, Prinz-Eugen-Straße 12, 1040 Wien

Es ist allgemein bekannt, dass Bildung und die sozialen Bedingungen für einen Gutteil unserer Gesundheit verantwortlich sind. Vor diesem Hintergrund wird das ständige Mehr an medizinischen hochtechnologischen Leistungen immer häufiger – auch von medizinischen Fachgesellschaften – hinterfragt. Zahlreiche weltweite Initiativen befassen sich damit, die Bereiche der medizinischen Über- (und Fehl-)versorgung (z. B. am Lebensende, Überdiagnostik) zu benennen und Methoden der Eingrenzung zu entwickeln. Im Zentrum stehen letztendlich Fragen der Verteilungsgerechtigkeit, damit die zur Verfügung stehenden Ressourcen auch Bevölkerungsgruppen ohne Lobby (psychisch Kranke, Kinder) und ohne scheinbar rasche technologische Lösungen zu Gute kommen. Covid-19 stellt sich als Katalysator für länger diskutierte Politikveränderungen im Bereich Forschungsförderung und Produktentwicklung heraus. Die bisherigen Initiativen sowie alternative Politikansätze werden vorgestellt und diskutiert.

Claudia Wild ist seit 2020 Geschäftsführerin der Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA) GmbH. Sie hat Kommunikationswissenschaft und Psychologie an der Universität Wien und Politikwissenschaft an der Ohio University / USA studiert. Nach ihrer Promotion 1985 war sie von 1989 bis 2006 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Technikfolgen-Abschätzung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Sie hat dort den Arbeitsbereich Health Technology Assessment (HTA) aufgebaut und 2006 die Leitung des neu gegründeten Ludwig-Boltzmann-Instituts mit diesem Schwerpunkt übernommen. 2009 habilitierte sie sich in Sozialmedizin zum Thema „Ressourcenallokation im Gesundheitswesen“. Sie ist Mitglied in mehreren Vereinigungen, übernimmt regelmäßig Lehraufträge an (Fach-)Hochschulen und ist Autorin zahlreicher Artikel und Publikationen.