Der Regelkreis als Real-Norm. Ein Modell

Mag.a Elfriede Bonet

Donnerstag, 26. März 2009, Beginn 18:00

Rilkeplatz 2/4, 1040 Wien

Vortragsreihe „Die Evolution und wir“

Teil II. Die Evolutionäre Erkenntnistheorie – das Bild des Menschen

Ausgangspunkt für die Gründung des Club of Vienna waren die Untersuchungen des Club of Rome, nachzulesen u.a. in den Büchern ‚Das globale Gleichgewicht’ (1) , ‚Die Grenzen des Wachstums’ (2) oder ‚Der teuflische Regelkreis’ (3). Untersucht und eruiert wurden die Ursachen insbesondere der Wachstumsproblematik, sei es der Bevölkerung, des Rohstoffeinsatzes, der Umweltverschmutzung etc.. Das Ergebnis sollte ein ‚globales System-Modell’ sein.

Anstoß hierzu gaben Untersuchungen in Wirtschaftsunternehmen, die in Schwierigkeiten waren. Die Diagnose ergab, dass die mit der Problematik befassten Mitarbeiter durchaus in der Lage waren, die Situation korrekt zu erfassen, und auch die relevanten Maßnahmen kannten, um diese zu verbessern. In einem Computermodell erfasst, stellte sich aber heraus, dass die wohlbekannten Maßnahmen zur Behebung der Krise Teile des Systems sind, dass diese Schwierigkeiten selbst produziert werden, und jede Bemühung um Behebung weitere Bemühungen erfordert – die Situation sich nicht verbessert, sondern verschlechtert.

Als ‚Ursache’ dafür werden die ‚Grenzen des menschlichen Geistes’ diagnostiziert; die durch den Einsatz von Computermodellen hinausgeschoben werden sollen. Jedes Computermodell aber, so die Einsicht, ist nur so gut wie die ihm zu Grunde liegende Theorie. Und da die eingesetzten – statistisch erhobenen – Größen jeweils nur ‚Momentaufnahmen’ sind, bleibt die Gesamtdynamik trotzdem weitgehend undurchschaubar. Was einem solchen ‚dynamischen’ Modell fehlt, ist die Einsicht in seine stabilisierenden Prinzipien, die Struktur der in Frage stehenden Systeme und deren Gesetzmäßigkeiten.

Daher tauchen immer wieder und allerorten zwei Begriffe auf, deren Konsequenzen anscheinend schicksalhaft (hinzunehmen) sind: ‚Eigendynamik’ und ‚Systemzwang’. Dass dem nicht so ist, sondern für soziale, vom Menschen geschaffene Systeme sich sowohl das Zustandekommen als auch Wirken dieser Größen, und damit die Möglichkeiten der Beeinflussung aufschlüsseln lässt, soll in dieser Sektion gezeigt werden. Als Grundlage dient die Einsicht, dass die Produktion bzw. Kreation neuer Systeme, und damit Systemeigenschaften – die letztlich zu einem ‚Weltsystem’ geführt haben – insofern einem evolutionären Prinzip folgt, als da wie dort Regelkreise ‚aufgebrochen’, ‚geöffnet’ wurden. Der Unterschied besteht darin, dass in der Evolution sich neue Systeme der ‚Umwelt’ stellen mussten – was letztlich zu dem führt, was man ‚Anpassung’ nennt -, während soziale Systeme darauf aus sind, genau das zu verhindern. Das soll an Beispielen modellhaft dargestellt werden.

Kennt man diese System-Zusammenhänge, müssen die Dynamiken nicht schicksalhaft hingenommen werden, sondern es eröffnen sich Handlungsspielräume – die zu nutzen sind.

(1) Meadows, Dennis L., Meadows, Donella H.: Das globale Gleichgewicht. Modellstudien zur Wachstumskrise. Deutsche Verlags-Anstalt, 1982.
(2) Meadows, Dennis L., Meadows, Donella H., Zahn, Erich: Die Grenzen des Wachstums. Club of Rome. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Rowohlt TB-V., Rnb., 1983.
(3) Forrester, Jay W.: Der teuflische Regelkreis. Das Globalmodell der Menschheitskrise. Deutsche Verlags-Anstalt, 1982.