Natur und Kultur

Mag.a Elfriede Bonet

Donnerstag, 29. Jänner 2009, Beginn 18:00

Rilkeplatz 2/4, 1040 Wien

Vortragsreihe „Die Evolution und wir“

Teil I: Die Evolutionstheorie – das Bild der Welt

Das ‚Bild’, das wir uns von der Welt machen, ist die Grundlage unseres Handelns. Was uns zum Handeln bewegt, sind Probleme, die einer Lösung bedürfen. Derzeit geht es vor allem darum, Bereiche dieser Welt vor allzu massiven Eingriffen des Menschen zu schützen bzw. bereits dadurch aufgetretene Schäden zumindest zu begrenzen.

Die Frage, der zunächst nachgegangen werden soll, lautet: Wieso muss ‚die Natur’ vor uns geschützt werden? Die Antwort hierzu lautet: Weil wir sie in einer Weise konnotiert haben, die uns zu diesen Eingriffen nicht nur berechtigt, sondern sogar aufgefordert und gezwungen hat. Woraus sich die Konsequenz ergibt, diese Konnotate genauer zu untersuchen. Das Studium der Geistesgeschichte gibt hierüber Aufschluss.

Als Erstes stellt sich heraus, dass ‚die Natur’ ein Konstrukt ist, das nicht per se formuliert wurde, sondern jeweils in Zusammenhang mit und in Abhängigkeit davon, was jeweils unter ‚Kultur’ zu verstehen war. Umgekehrt trifft das ebenso zu: Wir haben es also mit einer Relation zu tun (1).

Aufschluss über den Werdegang dieser Relation gibt das Studium der Geistesgeschichte. Dabei stellt sich heraus, dass die Relation Natur-Kultur in verschiedenen Epochen unterschiedlich gedacht wurde. Und nicht nur das. Stellt man sich die Natur-Kultur-Relation auf einer Achse vor, dann zeigt sich, dass die beiden Begriffe bzw. ihre Konnotate immer weiter auseinanderdriften. Es beginnt mit der Vorstellung einer ‚Natur’, die ‚Partner’ ist, die dann zum ‚Vorbild’ wird, zum Symbol, zum ‚Mittel’ – um schließlich zum Gegensatz zu mutieren. Letztlich wird das ‚naturhafte’ Sein dem ‚sozialen’ Sein gegenübergestellt und dadurch abgewertet

Der Mensch sieht sich als ‚der Natur’ überlegen an und berechtigt, sie zu ‚überlisten’, zu beherrschen und zu besiegen. Diese Auffassung ist (auch) heute noch weitgehend Antrieb für Ökonomie und Wissenschaft und führt, neben den erwünschten, auch zu den unerwünschten Wirkungen.

(1) E. M. Bonet: Auf der Suche nach dem Humanum – Die kulturgeschichtlichen Ursachen des Wachstums. In: Rupert Riedl/Manuela Delpos (Hrsg.): Die Ursachen des Wachstums. Unsere Chancen zur Umkehr. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien, 1996, S. 108 – 126.