Markt und Gewalt im Kapitalismus

Prof.in Heide Gerstenberger

Donnerstag, 5. Dezember 2019, Beginn 18:00

Salmgasse 6, 1030 Wien

Niemand hat je bestritten, dass es in kapitalistischen Wirtschaften auch zu direkter Gewalt gegen Personen gekommen ist und weiterhin kommt. Aber sowohl liberale BefürworterInnen des Kapitalismus als auch seine durch die Marx’sche Analyse geprägten KritikerInnen vertraten und vertreten die Ansicht, dass es sich um Erscheinungen handelt, die sich nicht dauerhaft mit der Entwicklung des Kapitalismus vertragen, weil sie dessen mögliche Produktivität behindern. Anders gesagt: Es besteht eine große Übereinstimmung in der Auffassung, dass es die innere Logik des Kapitalismus ist, die die Gewaltverhältnisse aus der Produktion verbannt hat und verbannen wird. In ihren Analysen hat Gerstenberger gezeigt, dass die reale Geschichte des Kapitalismus diesen Auffassungen widerspricht. Sofern direkte Gewalt in der kapitalistischen Produktion eingedämmt wurde, folgte dies nicht betriebswirtschaftlicher Kalkulation, sondern wurde politisch durchgesetzt. Die Vortragende wird erläutern, warum sich die Bedingungen für derartige Politik mit der Globalisierung des Kapitalismus noch einmal grundlegend verändert haben.

Heide Gerstenberger hat Sozialwissenschaften studiert und an der Universität Göttingen promoviert. Sie habilitierte sich mit der Schrift „Die politische Ökonomie der bürgerlichen Gesellschaft. Ihre Konstitution in den USA“. 1974 folgte sie den Ruf der Universität Bremen auf den Lehrstuhl „Theorie der bürgerlichen Gesellschaft und des Staates“. Ihre Arbeitsschwerpunkte behandeln ein breites Spektrum gesellschaftstheoretischer und sozialhistorischer Themen. Aktuell arbeitet sie zu Problemen der Globalisierung sowie zu Prozessen der Verarmung im Weltmaßstab. Sie hat mehrere Bücher geschrieben sowie zahlreiche Beiträge publiziert. Zuletzt erschienen ist „Markt und Gewalt“ (2018).