Ökonomie der Verachtung: Wie der Informationskapitalismus die Demokratie zerstört

Yvonne Hofstetter

Dienstag, 12. September 2017

Technische Universität, Radinger Hörsaal, Getreidemarkt 9, 1060 Wien

Haben Sie gegen TTIP demonstriert, weil die Demokratie sonst internationalen Konzerninteressen zum Opfer fiele? Das ist längst geschehen, aber nicht nur durch die Schiedsgerichtsklauseln internationaler Handelsabkommen. Digitale Technologieriesen gestalten die Gesellschaft mit ihren smarten Geräten und Services stärker um, als das die demokratisch beauftragte Politik auf gesetzlichem Wege tut. Dabei greifen die Konzerne auf technologischem Weg ungehindert in Grundrechte ein, ein Novum im 21. Jahrhundert. Filterblasen bedrohen die Meinungsfreiheit, Künstliche Intelligenz verletzt das Antidiskriminierungsgebot, die Überwachung hebt die Privatsphäre aus den Angeln, Big Data Analytics generiert Privatwissen über die Menschen und algorithmisches Nudging stellt die Willensfreiheit in Frage. Digitale Technologiekonzerne verändern das „Bild vom Menschen“, durch ihre technischen Angebote und ersetzen es durch eine rein materialistische, naturalistische Auffassung vom Menschen als Datenhaufen – das dient ihren wirtschaftlichen Zielen in einer neoliberalen Ökonomie, aber es zerstört die Basis unserer Demokratie: den freien und gleichen Menschen unserer europäischen Verfassungen.

Yvonne Hofstetter, Juristin und Essayistin, begann ihre Karriere der Informationstechnologie im Jahr 1999. Seit 2009 ist Hofstetter Geschäftsführerin der Teramark Technologies GmbH im Münchener Norden, ein global führendes Unternehmen für maschinelle Lernverfahren. Das Unternehmen entwickelt Systeme der künstlichen Intelligenz; sein Kernteam ist über 15 Jahren auf die Auswertung großer Datenmengen mit lernenden Maschinen spezialisiert. Hofstetter hat ihre Gedanken zu Big Data und der Nutzung intelligenter Algorithmen zur Optimierung des Menschen mehrfach prominent in der F.A.Z., der ZEIT und in zahlreichen Interviews dargelegt.

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