Gastfreundschaft als empathische Geste – aktuelle Beziehungen

Prof.in Heidrun Friese

Montag, 18. November 2019

Diplomatische Akademie, Favoritenstraße 15A, 1040 Wien

Frage, wie gegen Nationalismus, Rassismus, Ressentiment und Feindseligkeit diejenigen in Europa aufgenommen werden, die ihr Recht auf Mobilität wahrnehmen, ist sicherlich eine der dringlichsten unserer Zeit. Gastfreundschaft entwickelt sich zwischen religiösen und ethischen Forderungen, rechtlichen Normen und politischen Bestimmungen. Sie zeigt Grenzen ebenso an, wie sie Grenzen aufhebt und verweist auf Souveränität wie auf ihre Einschränkung im Kontext globaler Prozesse. Sie offenbart den „Januskopf der Demokratie“ (Jürgen Habermas), denn Demokratie ist einschließend und zugleich ausschließend. Gastfreundschaft stellt damit auch die Frage nach globaler Gerechtigkeit. Der Vortrag adressiert diese Spannungen und nimmt dabei besonders die Paradoxien der Demokratie in den Blick.

Heidrun Friese ist Kultur- und Sozialanthropologin und Professorin für Interkulturelle Kommunikation an der Technischen Universität Chemnitz. Ihre Forschungsinteressen umfassen soziale und politische Theorien, postkoloniale Perspektiven, Mobilität und Gastfreundschaft, Grenzen und transnationale Praktiken, digitale Anthropologie. Zu ihren Veröffentlichungen zählen u.a. „Grenzen der Gastfreundschaft. Die Bootsflüchtlinge von Lampedusa und die europäische Frage“ (2014), „Flüchtlinge: Opfer – Bedrohung – Helden. Zur politischen Imagination des Fremden“ (2017), „Rassismus im Alltag. Theoretische und empirische Perspektiven nach Chemnitz“ (2019).